Monster Movies

Eigentlich schade, aber mit der Zeit verliert das Kino seine magische Wirkung. Einerseits ist man ab einem gewissen Alter nicht mehr so leicht zu beeindrucken, andererseits geben sich die Michael Bays dieser Zeit auch keine große Mühe, Erwachsenen noch einen Grund für den abendlichen Ausflug ins Kino an der Ecke zu geben. Um so lebhafter ist die Erinnerung an die Zeit, als Kino noch richtig aufregend war und ich mich nach der Schule heimlich ins Kino verdrückt habe.

Zuerst natürlich „Bernard und Bianca“ oder „Aristocats“. Mit Disney war es allerdings schnell vorbei. Ende der 1970er ging ich auf die Grundschule in unserer kleinen Stadt. Ich hatte mich mit dem Schulhof-Rowdy aus der Parallelklasse angefreundet (wenn man vom Schulhof-Rowdy nicht angemacht werden wollte, sah man besser zu, dass man zum erweiterten Kreis seiner Gang gehörte). Der Rowdy hat mich dann irgendwann nach der Schule ins Kino mitgenommen und mit den Freuden des Trashfilms bekannt gemacht.

In dem kleinen Kino in Bahnhofsnähe lief tagsüber ab 9 Uhr Non-Stop-Programm. Für damals 1,80 Mark konnten wir Dötzchen so lange bleiben und den Film so oft sehen, wie wir wollten. Die Filme liefen ohne feste Anfangszeiten durch, dazwischen immer viele tolle Trailer. Um 19 Uhr war Schluss, da begann das Abendprogramm: Kinokunst für Gebildete: Godard, Cassavetes, Erwachsenenkram halt.

Das Tagesprogramm dagegen war großartig: Godzilla und die Urweltraupen, Bud Spencer & Terence Hill, Shaw Brothers in entsetzlich verstümmelten Synchronfassungen, italienische Sci-Fi-Rip-offs und C-Italowestern, Fantasy-Edelschrott und jede Menge Monsterfilme. Die Filme liefen meistens 2 oder drei Tage, dann war Programmwechsel.

In dem Kassenhäuschen zwischen den Schwingtüren in dem kleinen Foyer saßen Rentner. Für die paar Groschen, die von der Kinokarte (direkt von der Rolle, jeden Tag ein anderes Muster) vielleicht noch übrig blieben, verkauften sie uns Süßigkeiten oder Cola. Ansonsten haben sich die Kinoleute nicht dafür interessiert, das wir das erforderliche FSK-Alter von 12 oder 16 Jahren sichtlich noch nicht erreicht hatten.

Die Türen öffneten sich direkt in den dunklen, schon ganz schön abgerockten Kinosaal. Im Winter waren die Plätze in den hinteren Reihen oft von Pennern belegt, die sich über einen warmen Platz zum Schlafen für ein paar Groschen freuten. Weiter in der Mitte das jugendliche Publikum, das zum Knutschen gekommen war. Ganz vorne wir Zwerge, die Reihen verstopft mit unseren Scout-Ranzen und Turnbeuteln.

Mein erster Monsterfilm war „Tauchfahrt des Schreckens“ und hat mich mindestens zwei Nächte Schlaf gekostet. Trotzdem war ich sofort angefixt, spätestens in der ersten Trailerpause, in der die kommenden Attraktionen angepriesen wurden, war mir klar, dass hinter diesen unscheinbaren Metalltüren eine gigantisch-irre Welt darauf wartete, von mir entdeckt zu werden.

Und dann habe ich sie alle gesehen. Fifties-Klassiker wie „Alarm im Weltall“. „Caprona“ (1 und 2, jetzt auch als Remake) sowie die anderen Amicus-Produktionen. Japanische Monsterfilme – nachhaltig beeindruckt hat mich „Giganten der Vorzeit“, der seine Defizite im Monster-Department mit einer gehörigen Portion Blut zu kompensieren suchte. 60er-Jahre-Italo-Schrott wie „Orion 3000 – Raumfahrt des Grauens“ oder das unsterbliche Star-Wars-Rip-off „Star Crash – Sterne im Duell“ mit David Hasselhoff (!) und der unglaublich heißen Caroline Munro.

Mit so einer fundierten Vorbildung war ich dann endgültig versaut, als in den Achtzigern das Video-Zeitalter anbrach.

Dem Rowdy bin ich heute noch dankbar.

2 Antworten

  1. I don’t read german…but thx anyway 😉

  2. Wer jetzt noch auf ist: Caprona läuft gleich im ZDF.

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