Berliner Schule

17. Februar 2013 - Leave a Response

kosslick

Im Osten nichts Neues. Am Potsdamer Platz weicht das bunte Festivaltreiben wieder dem Alltag und das Feuilleton zieht Bilanz. Die fällt von Jahr zu Jahr weniger freundlich aus. Die Entscheidungen der Jury, so nachvollziehbar sie in diesem Jahr sein mögen, können über die schon notorische Schwäche des Wettbewerbs nicht hinwegtäuschen.

Im Tagesspiegel legt Jan Schulz-Ojala den Finger in die Wunde und sieht dabei zwei Möglichkeiten, das sogenannte A-Festival wieder aufzupäppeln: Den Wettbewerb gleich ganz einstampfen und wie das erfolgreiche Toronto ganz auf Publikumsfestival machen. Oder die Berlinale „schärft radikal, und das um den Preis personeller Umstrukturierungen auf der gesamten künstlerische Entscheidungsebene, ihr Wettbewerbsprofil“.

Damit spricht Schulz-Ojala den rosa Elefanten an, um den das deutsche Feuilleton sonst gerne einen Eiertanz veranstaltet. Denn das Problem der Berlinale hat einen Namen: Dieter Kosslick. Der joviale Festivaldirektor wird nicht müde zu betonen, seiner sei „der beste Job der Welt“. Nur macht er ihn nicht mehr anständig. Stattdessen steppt er lieber mit irgendwelcher Hollywood-Prominenz über den roten Teppich.

Immerhin fordert jetzt mal einer „personelle Umstrukturierungen“. Dass der Tagesspiegel Kosslick nicht direkt angeht, kann man nur mit den Verstrickungen des deutschen Kulturbetriebs erklären. Aber der Schritt geht in die richtige Richtung. Der Festivalchef ist ein altlinker schwäbischer Lehrer, der in der Förderbürokratie Karriere gemacht hat – ein Apparatschik. Kosslicks Wurzeln prägen seit jeher den Wettbewerb: Deutsches Betroffenheitskino ohne Seele.

Es wird Zeit, dass jemand die Berliner Schule dicht macht. Und den Direktor in Rente schickt.

Lesebefehl: Dietrich Brüggemann: Fahr zur Hölle, Berliner Schule! bei artechock

Bild: Berlinale

Neulich im Regierungsviertel

9. Februar 2013 - Leave a Response

Dirty Old Men

2. Februar 2013 - Eine Antwort

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Zuerst war ich unschlüssig, was ich von Dirndlgate halten soll. Klar hat Brüderle an der Bar mit Himmelreich die Grenze überschritten. Doch der Journalist und Mann, der ich bin, reagiert reflexartig: Sie hätte das nicht schreiben dürfen, sie hat gegen die ungeschriebenen Regeln des Hinterzimmers verstoßen.

Ein paar Tage später war mir klar: Sie hat es schreiben müssen.

Erst die Debatte nach dem Stern-Aufreger und #aufschrei hat die zahlreichen ungeschriebenen Regeln, nach denen es immer noch zu laufen hat, diese Demarkationslinien zwischen Oben und Unten (in jedem Sinn) noch einmal prägnant nachgezeichnet. Und wer dabei beobachtet, wer zur Verteidigung dieses Status Quo angetreten ist, weiß auch, wer die Regeln gemacht hat und wem sie nützen: Mehr oder weniger alten Männern mit mehr oder weniger Macht.

Und Wibke Bruhns.

Es ist schon lustig, dass ausgerechnet ein Tittenblatt wie der Stern es schafft, eine breite Debatte über den Sexismus in unserer Gesellschaft loszutreten. Aber der Versuch, die ganze Diskussion mit dem Verweis auf die vielen Brüste im und auf dem Heft zu diskreditieren, ist unredlich. Der Stern ist, was er ist, und ein Teil des Komplexes, über den wir gerade deshalb auch noch zu reden haben werden: Werbung und Medien.

Osterkorn ist hoch anzurechnen, dass er die Episode an der Hotelbar nicht aus dem Brüderle-Porträt herausgestrichen hat. Damit wäre der Vorwurf, gegen den heiligen Hotelbarschwur zwischen Presse und Politik verstoßen zu haben, ihm zu machen. Trotzdem hat er sich entschieden, dieses Beispiel für alltäglichen Sexismus im Porträt eines Politikers zu veröffentlichen, der offenbar einen einschlägigen Ruf hat.

Himmelreich hat vielleicht nicht gerade den elegantesten Einstieg in das Bargespräch mit Brüderle gewählt. Journalisten denken immer, sie müssten provokant sein, um die politische Phrasendreschmaschine aus dem Takt zu bringen und vielleicht noch ein verwertbares Zitat zu kriegen. Mich nerven diese patent-nassforschen Medienfuzzis und -fuzzinen auch. Als Rechtfertigung kann das aber nicht gelten.

Trotzdem ist das kein „Fall Brüderle“. Brüderle ist nur ein Platzhalter für die vielen Formen von Alltagssexismus, die jede Frau, die ich kenne, schon erlebt hat und immer noch erlebt: auf der Straße, im Job, unter Freunden. Gut, dass jetzt drüber geredet wird. Das ist zwar noch nicht alles konstruktiv, was einerseits an den vielen Männern liegt, die panisch versuchen, die Debatte umzubiegen. Und den ganzen Gendertröten, die ihre große Stunde gekommen sehen und schon fleißig bunte Kärtchen drucken.

Traurig ist, wie die Debatte in unserem sogenannten Qualitätsfernsehen geführt wird. Wie die Redaktionen von Jauch, Will und Konsorten an das Thema herangehen, zeugt von der dort herrschenden, fortgeschritten intellektuellen Deformation. Die drücken auch jedes Thema durch den Proporzfilter. Die Debatte wird so nur von den üblichen Partei-Apparatschiks besetzt.

Das längst komplett ausgehöhlte Ausgewogenheitsdogma der öffentlich-rechtlichen Talkshow-Castings führt dann zu so bizarren Auftritten wie dem von Bruhns und Dirndl-Experte Karasek bei Jauch. Dazu kam, dass Jauch selbst offensichtlich keine Lust auf die Debatte hatte und latent unter der Gürtellinie „moderierte“. Props für einen überraschend souveränen Auftritt an Koch-Mehrin.

Was bleibt: Die ehrliche Verblüffung in Schwarzers Gesicht bei ihren mehrfach fruchtlosen Versuchen, die zotelnden Jungs bei Jauch auf Diskursebene zu hieven. Vielleicht wäre sie bei Will besser aufgehoben gewesen, bei der war die Debatte zumindest ansatzweise konstruktiv (Überraschung des Abends: Geißler). Aber auch die Will-Redaktion hat sich ihre Trolle eingeladen.

Geht das eigentlich nicht mal ohne? Müssen wir bei einem Thema, bei dem Einigkeit darüber herrscht, wie wir unsere Frauen, Töchter, Freundinnen behandelt wissen wollen, uns wirklich anhören, was säftelnde alte Herren dazu zu sagen haben? Wäre es nicht besser, wenn die einfach mal die Klappe halten und zuhören?

Marinagate

11. November 2012 - Leave a Response

Ich sehe keinen Grund, Marina Weisband nicht zu glauben. Die Ex-Piratenfunktionärin wirft dem Spiegel und dessen Autorin Merlind Theile vor, sie grob sinnentstellend zitiert zu haben. In ihrem Blog beschreibt Weisband den Austausch mit der Spiegelette so:

[Theile:] „Nehmen die Rufe nach Ihnen zu?“ [Weisband:] „Es sind hauptsächlich Mentions auf Twitter, in letzter Zeit schon mehr“. […] Oder sie fragt: „Aber wäre es nicht das Beste für die Piraten, wenn Sie kandidieren?“ Und ich antworte kopfschüttend: „Für die Piraten mag es vielleicht das Beste sein, aber für mich? Ich weiß nicht, ob ich für den Politikbetrieb gemacht bin.“

Theile macht daraus im Spiegel:

Marina Weisband, die sich vor einem halben Jahr von der Parteispitze zurückgezogen hatte, sagte dem SPIEGEL, dass der Druck auf sie wachse: „Die Rufe nach mir nehmen zurzeit sehr zu.“ Weisband erwägt nun eine Rückkehr in die Bundespolitik. „Für die Piraten wäre es wohl das Beste, wenn ich wieder antreten würde“, sagte sie. „Es gibt keine Fraktion, die mich scheiße findet. Und mit 33.000 Followern auf Twitter bin ich die Piratin mit der größten Reichweite.“

Als Journalist muss ich leider sagen: Das ist typisch für viele Journalisten, und insbesondere für den Spiegel. Es geht um den richtigen Spin, eine gute Story. Sperrige Fakten werden ignoriert, Zitate zurechtgebogen und zugunsten der Narrative in den „richtigen“ Kontext gesetzt. Besonders zu beobachten bei – auch männlichen – „Was mit Medien“-Tussen, für die Journalismus nicht mehr ist als eine Karriereoption und der Türöffner zu irgendwelchen roten Teppichen.

Weisband hätte es allerdings besser wissen können, dafür ist sie lange genug im Geschäft. Es gibt eine einfache Grundregel: Wer nichts Falsches über sich im Spiegel lesen will, trifft sich nicht mit Spiegeltussen im Café. Und fragt nicht, „was für ein Gespräch das sei“, sondern macht eine klare Ansage: „Dieses Gespräch ist komplett off the record“. Oder eben „unter drei„, wie sie es in Berlin zu sagen pflegen. Daran sollten sich auch Journalistendarstellerinnen vom Spiegel halten. Als Besetzung für die verfolgte Unschuld vom Lande taugt Weisband hier also nicht.

Trotzdem hat der Spiegel nicht Recht. Wenn die Unterhaltung so abgelaufen ist, wie Weisband es schildert, hat Theile die Piratin falsch wiedergegeben. Zitate sollten als Teil für das Gesagte stehen, nicht aus dem Kontext gerissen und dem Spin der Geschichte untergeordnet werden. Das ist schlicht unseriös.

Die Replik von Theile im Spiegel-Blog war zunächst mit „Marina Weisbands falsche Vorwürfe gegen den Spiegel“ überschrieben – als sei die Piratin eine Wiedergängerin von F.J. Strauß und führe „The Return of Spiegelaffäre“ auf. Das war ihnen hinterher dann doch wohl ein bisschen peinlich. Jetzt steht da nur noch „Von wegen nicht autorisiert: Antwort auf Marina Weisband“.

Dieser massive Gegenschlag des „Sturmgeschützes der Demokratie“ in seinem neuen Blog ist, darauf hat Markus Kompa bereits hingewiesen, ein „non-denial denial“: Der Spiegel stellt sich nicht dem Vorwurf der Sinnentstellung, sondern beharrt darauf, die Zitate seien schließlich „autorisiert“ worden. Das mag stimmen, doch geht es darum nicht: Auch autorisierte Zitate lassen sich aus dem Kontext reißen.

Abzüge in der Haltungsnote gehen an Niggemeier und seine Nachlassverwalter beim Bildblog. Sonst sieht man die immer in der ersten Reihe, mit dem Finger auf Journalisten zeigend – solange die auf Niggemeiers überschaubarer politischer Landkarte vom falschen Ufer kommen. Niggemeier selbst gibt die Schweiz und hat sich im Blog seines neuen Brötchengebers eine kleine Medienschau abgerungen. Das Bildblog hat die Geschichte erst mit dem schlappen Spiegel-Dementi aufgegriffen. Hauptsache, ihr erklärt den Losern von der Bild, wie das mit der Chartplatzierung von Sam Leigh-Brown ist.

Taxing the Rich

22. September 2012 - Leave a Response

Die Reichen dürfen gerade mal wieder eine Hauptrolle im globalen Empörungstheater spielen. Die ganze Welt beschäftigt sich obsessiv mit Mitt Romneys Steuererklärung. Hierzulande sollen die Reichen stärker in die Verantwortung genommen, also zur Kasse gebeten werden. Das können die meisten irgendwie gut finden. Eine Neidebatte, sagen dagegen die Reichen-Lobby und deren Spitzenverband FDP.

Neid? Natürlich. Wir neiden den Reichen das sorglose und komfortable Leben, das der Reichtum ihnen ermöglicht. Dabei versuchen sie uns immer zu erzählen, dass die Sorge, diese Sorglosigkeit zu verlieren, alles andere überschattet. Weil wir ihnen das nicht abnehmen, finden wir es auch irgendwie in Ordnung, wenn sie jetzt bitte auch mal ihren Beitrag leisten sollen. Die mitte-links verorteten politischen Parteien setzen mit Plänen für eine Reichensteuer oder Vermögensabgabe voll auf dieses Ressentiment.

Dabei wird die Debatte von beiden Seiten auf äußerste unredlich geführt. Diese unsägliche Leistungs-Propaganda, die Spitzenpolitiker wie Paddi Döring und die blonde Sexwaffe der Unternehmerlobby Marie-Christine Ostermann in allen Talkshows verbreiten dürfen, redet Erbfolge als Leistung schön und desavouiert den Teil der arbeitenden Bevölkerung, dessen Einkommen trotz lebenslanger Leistung nicht mehr für den Vermögensaufbau reicht. Die goldenen 50er Jahre, in denen eure Papis ihr Schraubenimperium aufgebaut haben, sind vorbei.

Dagegen soll der Beitrag, der von der anderen politischen Seite eingefordert wird, dem Staatshaushalt zu Gute kommen. Eine Reichensteuer hilft der Politik nur, ein paar Löcher im Haushalt zu stopfen und noch ein bisschen länger Geld auszugeben, das sie eigentlich nicht hat. Es geht nicht um eine gerechtere Gesellschaft und eine Entlastung der normalverdienenden Mittelschicht, die sich mit ihren Abstiegsängsten von den Parteien willfährig instrumentalisieren lässt.

Eine Reichensteuer, die nur die paar Prozent der wirklichen Großverdiener erfasst, ist reine Symbolpolitik. Mein Problem sind nicht die wirklich Reichen, sondern wer nach der politischen Arithmetik dazu gezählt wird. In der Debatte um Steuern und Gerechtigkeit geht immer unter, dass der Spitzensteuersatz schon bei einem Jahreshaushaltseinkommen greift, mit dem eine normale Familie ordentlich leben kann, das aber keine große Sprünge erlaubt. Und schon gar keinen Vermögensaufbau.

Damit gerät die normalverdienende Mittelschicht, für die das Wohlstandsversprechen, mit dem die Elterngeneration noch groß geworden ist, längst nicht mehr gilt, von allen Seiten unter Druck: Löhne halten mit der Inflation nicht Schritt, die Sozialabgaben – ohnehin der größte Posten – wachsen umgekehrt proportional zu den dafür erhaltenen Leistungen, dazu belasten private Vorsorge und steigende Lebenshaltungskosten das Budget. Die Steuer ist da noch das kleinste Übel.

Abgesehen davon, dass sich der Staat grundsätzlich nicht mehr als die Hälfte wovon auch immer nehmen dürfen sollte, ist das Problem der Einkommensteuer für dem Mittelstand (und ich meine damit nicht den, den die FDP meint) die frühe Progression. Das zu ändern würde dem Staat substanziell weniger Einnahmen bescheren und der Politik den „Spielraum“ verengen. Von dieser Politikergeneration ist eine echte Reform deshalb nicht zu erwarten. Dem Mittelstand geht es aber offenbar noch zu gut, sodass billige Rhetorik der Politik verfängt. Und wir wollen ja nicht auf unsere aus Steuermitteln bezahlte Genderbeauftragte im Stadtteil verzichten.

Ein Satz

16. September 2012 - 2 Antworten

Es ist dieser eine Satz, der einem fast die Tränen in die Augen treibt. „Man mag sich gar nicht vorstellen, welche Durchschlagskraft das Team von Jogi Löw entfalten könnte, wenn dem Bundestrainer im offensiven – wahlweise auch im defensiven – Mittelfeld ein Spieler wie Kevin-Prince Boateng zur Verfügung stände“. Das schreibt Tim Jürgens in der Titelgeschichte der aktuellen „11 Freunde“ über den zum Superstar in der italienischen Serie A gehäuteten Ghetto-Prinzen aus dem Wedding.

Hierzulande darf man sich das beschriebene Szenario gar nicht vorstellen. Dafür sorgen schon der DFB und die in Sachen Nationalmannschaft seltsam gleichgeschaltete Sportpresse. Denn das Gedankenspiel mit Boateng als Chef im deutschen Mittelfeld offenbart die zentrale Schwäche des Nationalteams und den Grund, warum wir kein Halbfinale gegen Italien gewinnen – und mit dieser Mannschaft nie gewinnen werden.

In dieser Nationalmannschaft aus begabten Musterschülern fehlen Typen. Echte Straßenfußballer, die im entscheidenden Moment den Unterschied machen können. Die Italiener haben Balotelli, unsere Jungs machen dafür Werbung für Nutella. Unter Löw spielen aber nur spießige Streber. Dass Philipp Lahm unser Kapitän ist sagt eigentlich schon alles.

Das Kernproblem ist der Trainer. Als Oberspießer von Gnaden des DFB kam er schon mit dem gemäßigten Ego von Michael Ballack nicht klar – obwohl der auch ein Spießer ist. Löw bevorzugt Spieler, die sich bedingungslos ein- und unterordnen, die Klappe nicht aufreißen. Der von ihm nominierte Kader besteht ohne Zweifel aus hervorragenden Fußballern. Aber Jogis Milchschnitten-Bande wird keinen Pott holen. Es fehlt das unberechenbare Element. Jemand wie Prince.

Staatsradio

12. August 2012 - 3 Antworten

Das Problem ist offensichtlich. Ich versuche es mal ohne Polemik zu beschreiben: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖR) in Deutschland wird mit von der Bevölkerung eingezogenen Gebühren bezahlt, über deren Größenordnung und Verteilung politisch besetzte Gremien entscheiden. Er hat per Definition unabhängig und überparteilich zu sein. Diese Unabhängigkeit soll nun aber ausgerechnet dadurch garantiert werden, dass in den entscheidenden Gremien die Vertreter von allen möglichen Interessengruppen sitzen, unter anderem der politischen Parteien.

Der ÖR ist damit schon per Konstruktion verschiedenen Einflüssen und der Gefahr der Einflussnahme ausgesetzt. Begünstigt wird das durch den Umstand, dass die Sender wie Behörden geführt werden und Apparatschiks dort Karriere machen. Dass es diese Versuche der politischen Einflussnahme gibt und wie kurz der Draht auch von Politikern aus der zweiten Reihe in die Redaktionen ist, zeigen exemplarisch zwei unappetitliche Geschichten der letzten Tage, in deren Zentrum jeweils die Institution Deutschlandfunk (DLF) steht.  Den Rest des Beitrags lesen »

Im Newsroom

5. August 2012 - Eine Antwort

Wie gerne hätte ich diese Serie gemocht. Jahrzehnte nach Lou Grant (und Jahre nach der 5. Staffel The Wire) mal wieder ein TV-Opus über die tägliche Nachrichtenproduktion. Für Journalisten ist das wie Porno: man muss einfach hingucken. Und weil wir alle mindestens ein bisschen narzisstisch gestört sind, ist es noch geiler, weil wir selbst drin vorkommen. Eine Serie über uns! Aber wie das mit Fickfilmen eben ist, es gibt gute und schlechte. Letztere törnen einen eher ab. Wie The Newsroom. Den Rest des Beitrags lesen »

1981

24. Juni 2012 - Leave a Response

Fuck you

18. Juni 2012 - 2 Antworten


Fuck you, Uefa. And shame on you, ARD/ZDF. Der europäische Fußballverband schickt uns geschönte Bilder aus Polen und der Ukraine, damit auch nicht der kleinste Misston die schönen Spiele trüben möge. Die Uefa denkt sich, wenn wir schon in der Ukraine sind, können wir denen gleich mal zeigen, wie das geht mit der Macht der Bilder. Kein durchgeknallter Ost-Diktator nimmt es da mit Fußballfunktionären auf. Und unsere öffentlich-rechtlichen Qualitätsjournalisten jammern jetzt pro forma ein bisschen rum, lassen sich aber bei nächster Gelegenheit wieder von Verbandsmafiosi wie Platini und Blatter am Nasenring durch die Manege führen.

Nicht die kleinste Kleinigkeit soll das Fest der Nationen stören. Von den Femen-Girls, die sich vor den Stadien nackig machen und sich dafür von ukrainischen Junta-Schergen verprügeln lassen müssen, ganz zu schweigen. Ein völlig harmloses Plakat, ein Flitzer, ein paar Bengalos, von kroatischen Fans auf den dunkelhäutigen Italiener Bolatelli geworfene Bananen – all das will die Uefa nicht sehen, und da sie die Bilder selbst produziert und damit kontrolliert, sehen wir sie auch nicht. Lieber schneiden die Bildmanipulatoren putzige Inserts vom Nachmittag in die „Live“-Übetragung.

ARD und ZDF regen sich jetzt ein bisschen darüber auf, um nicht völlig ihr Gesicht zu verlieren. I got news for you: Die Uefa macht das, weil sie es kann. Weil ihr sie lasst. Weil ihr nie die Eier haben werdet, euch gegen die mächtigen Fußballverbände wirklich aufzulehnen. Boykott? Könnt ihr nicht, von wegen Informationsauftrag und so, wie praktisch. Ihr habt eigene Kameras im Stadion, mit denen ihr die schöne neue Fußballwelt etwas demaskieren könntet. Aber die braucht ihr ja, um Jogi beim Nasepopeln einzufangen. Und dann müsst ihr schnell zu Waldi nach Leipzig schalten, der mit Matze Knop die erste Strophe der Nationalhymne singt – ach nee, ‚tschuldigung, das war „Wir sind die Besten in Europa“.

Aber wir wollen Politik und Sport ja nicht vermengen, nicht wahr, Olli Kahn? Das geht ja nicht. Geht doch, muss sogar. Der Sport hat 1936 seine politische Unschuld verloren. Wenn man ein Ereignis wie die Europameisterschaft in der Ukraine abhält, erwarte ich mehr als den gelegentlich im Nebensatz eingeschobenen Hinweis auf die Menschenrechtssituation. Aber das würde die heiteren Spiele ja wirklich stören. Lieber witzeln sich unsere öffentlich-rechtlichen Qualitätsjournalisten routiniert durch ihre EM-Sendungen. Ich freue mich schon auf die WM in der Vorzeigedemokratie Katar.