Brender

Für Nikolaus Brender geht es am Freitag um seinen Job. Der Verwaltungsrat des ZDF entscheidet dann darüber, ob Brenders Vertrag als Chefredakteur des Senders verlängert werden soll. Im öffentlich-rechtlichen Universum ist das ein ganz normaler Vorgang. Zum Aufreger wurde die Personalie durch den Versuch der Union, den unliebsamen Journalisten abzusägen. Hessens Ministerpräsident Roland Koch, Mitglied des Verwaltungsrates, gilt als treibende Kraft, darf sich aber offenbar der Rückendeckung von höchster Stelle sicher sein.

Die Causa Brender geistert nun schon eine Weile durch die Gazetten. Je näher die Sitzung des ZDF-Kontrollgremiums rückt, desto stärker schwillt die öffentliche Erregungswelle an. Jüngster Höhepunkt waren die Kassandrarufe renommierter Juristen in der FAS, und jetzt sortieren sich auch noch ein paar B-Blogger in die Reihe der öffentlichkeitswirksamen Bedenkenträger ein, gleich hinter Ulrich Wickert, der auch die Pressefreiheit in Gefahr sieht.

Sie alle haben Recht, natürlich ist so ein Frontalangriff der Politik (auch die SPD kann das) auf die Integrität eines öffentlich-rechtlichen Chefredakteurs abzulehnen. Die Bewahrer der freien Medien sollten aber nicht den Fehler machen zu glauben, mit Brender wird alles gut – so toll ist er nun auch wieder nicht. Denn das Problem ist nicht gelöst, wenn sich der ZDF-Chef behaupten kann. Es liegt in der öffentlich-rechtlichen Struktur: Ein System, in dem ein von den Parteien kontrolliertes Gremium über das Schicksal eines Chefredakteurs entscheidet, ist eine Travestie. Unabhängigkeit ist hier nur eine billige Illusion.

Das Problem ist nicht, dass Koch versucht, Brender abzusägen. Das Problem ist, dass er es kann.

Siehe auch: Meedia. Niggemeier. Berliner Zeitung.

Eine Antwort

  1. Dito!!!

Hinterlasse einen Kommentar